Letztens waren mein Mann und ich bei einem der vielen ‚Gezeitenkonzerte‘.
Die werden von der Ostfriesischen Landschaft veranstaltet und heißen wohl so, weil das Wattenmeer mit Ebbe
und Flut – also Gezeiten – nicht weit weg ist.
Unser Konzert fand im Hauptsitz der Firma Pollmann und Renken in Aurich statt, und es hieß:
‚Erfolgsautor trifft Ausnahmepianisten‘.
Mit anderen Worten ‚Musik am Flügel‘ trifft ‚Lesung aus Büchern‘.
Wie ihr euch denken könnt, habe ich als Hörgeschädigte mit letzterem ein Problem.
Und zwar umso mehr, desto stärker es im Raum hallt.
Wie groß mein Problem war, davon könnt ihr euch jetzt selbst ein Bild machen:

Ziemlich groß, oder?!
Was nun?
Zum Glück hatte ich meinen Roger dabei.
Ihr kennt den.
Das ist dieses Hilfsmittel mit dem intelligenten Mikrophon auf der einen Seite und dem Empfänger, den ich als tragbare Induktionsschleife
um den Hals trage, auf der anderen Seite.
Und meine T-Spule habe ich ja sowieso immer dabei . 😉
Mein erster Gedanke war also, Wladimir Kaminer, so heißt nämlich der Erfolgsautor, zu bitten, sich das Mikrophon umzuhängen.
Dann aber hatte ich eine andere Idee.
Wir saßen nämlich in der zweiten Reihe.
Und es standen, und zwar an genau den richtigen Stellen im Raum verteilt, Lautsprecher.
Für mich sah das aus wie professionelle Veranstaltungstechnik.
Und richtig: Als ich mich umdrehte, entdeckte ich am Ende des Raumes ein Mischpult, und hinter diesem Mischpult zwei
junge Männer.
Den einen von ihnen sprach ich an.
Ob er mir einen Gefallen tun könne.
Ich sei ohne Hörgeräte fast taub, und wisse nicht genau, ob meine Hörgeräte die akustische Situation im Veranstaltungsraum meisterten.
Er hörte mir aufmerksam und freundlich zu, und dann äußerte ich meine Bitte:
„Würden Sie mit mir testen, ob ich aus der zweiten Reihe heraus die ins Mikrophon gesprochen Worte verstehe?!“
„Klar!“, antwortete er. Und dann ging er, ohne zu zögern, nach vorne, stellte das Mikrophon an, und sprach hinein:
„Das ist ein Mikrophon-Test…“
Dabei blickte er mich fragend an.
Ich hob meine Daumen.
Alles roger!
Mein Roger hatte sich dank dieses freundlichen Mikrophon-Tests unmittelbar vor Veranstaltungsbeginn erübrigt.
Wollt ihr euch nun noch ein Bild von dem jungen Mann machen?
Das ist er:

Er heißt Patrick Schmidt, und er ist ein Teil von ‚stereosound events‘.
Die Ostfriesische Landschaft hatte ihn und seinen Partner damit beauftragt, für Wladimir Kaminer die Akustik auszusteuern.
Mit Erfolg!
Denn ich konnte nicht nur die Ausnahmepianistin am Flügel wunderbar hören (sie heißt übrigens Lilit Grigoryan,
das soll hier nicht unter den Tisch fallen), sondern insbesondere Wladimir Kaminer bei seinen Lesungen und Stehgreiferzählungen.
Einige Sätze aus diesen Stehgreiferzählungen haben mir besonders gut gefallen (obwohl sie mit Hören natürlich nur so viel zu tun hatten, dass ich sie wegen der guten akustischen Aussteuerung gehört habe).
Er, der gebürtige Russe, sagte nämlich:
„Wir leben alle in unseren Internetblasen.
Die Russen in ihren russischen, und die Deutschen in ihren deutschen.
Wie gut es doch ist, wenn wir uns alle mal in echt begegnen, und miteinander lachen.
So wie heute Abend hier.“
Dafür bekam er begeisterten Applaus.
Auch von mir, denn ich hatte ihn dank Patrick Schmidt ja bestens verstanden .
Beate Gärtner, Schwerhörigenseelsorgerin
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