Seit acht Tagen trage ich sie bei mir.
Oder besser: in meinen Ohren, und das meist länger als 16 Stunden am Tag: meine neuen Hörgeräte!

Noch habe ich sie zur Probe, und ein weiteres Paar Neue wartet schon darauf, dass ich sie
auch noch ausprobiere.
Es ist bereits einige Jahre her, dass ich das letzte Mal Hörgeräte zur Probe getragen habe.
So lange, dass ich im Großen und Ganzen vergessen oder verdrängt habe, wie es mir damals da-
mit ging.
Aber jetzt ist alles wieder da!
Ich verlasse das Hörakustikergeschäft und steige ich in die Straßenbahn ein.
Als die das erste Mal in einer Kurve betäubend laut über die Schienen quietscht, halte ich das kaum aus und bin versucht, sofort die Lautstärke mehrere Stufen runter zu pegeln.
Ich lasse es.
Mein Hörakustiker hatte mir ja gesagt, dass genau das passiert.
Ich stehe in meinem engen Flur und höre ein Geräusch, das ich nicht einordnen kann.
Es hört sich fast wie eine beginnende Rückkopplung an.
Das Geräusch macht mich einen Tag lang verrückt.
Dann ist es weg.
Eine beginnende Rückkopplung war es wohl nicht.
Ich merke nachmittags, dass die Ohrenstücke meiner Hörgeräte zu drücken beginnen.
Anders als bei meinen alten bestehen sie nämlich aus einem hartem Material, um die Mikrophone in sich zu bergen.
Ich bin versucht, die Hörgeräte aus den Ohren zu nehmen, lasse das dann aber.
Stattdessen schreibe ich das Problem auf.
Beim nächsten Besuch bei meinem Hörakustiker werde ich es ansprechen.
Ich sitze an meinem Laptop und höre das leise Rauschen seiner Lüftung.
Interessant!
Dashabe ich lange nicht mehr so deutlich gehört.
Ich bin in einer vollbesetzten Kneipe.
Am Nachbartisch sitzt eine zehnköpfige Motorradgruppe.
Die Männer unterhalten sich lautstark.
Ob ich mit den Neuen meine Freundin verstehe, ohne den Roger zu benutzen?
Es funktioniert erstaunlich gut, weil die Technik in den Neuen die Umgebungsgeräusche bis zu zehn Dezibel runterpegeln kann.
Ich bin erfreut und merke mir: das musst du bei den anderen Neuen unbedingt unter ähnlichen Bedingungen testen, das ist wichtig.
Schon jetzt kann ich sagen:
Beim Probetragen der Neuen ist Geduld und Durchhaltevermögen von Nöten.
Aber auch: Mit diesen Neuen höre ich deutlich mehr als mit meinen alten Hörgeräten!

Beate Gärtner, Schwerhörigenseelsorgerin