Wenn ich in Hannover arbeite, dann übernachte ich in einem Mietshaus mit sieben Parteien.
Neulich traf ich im Treppenhaus einen Bewohner, den ich noch nicht kannte.
Ich fragte ihn, ob er auch in dem Mietshaus wohne.
„Ja“, sagte der junge Mann: „Meine Freundin und ich sind im Januar hier eingezogen.“
„Dann Ihnen beiden noch ein herzliches Willkommen!“, antwortete ich und wollte mich schon von ihm abwenden.
Das fragte er mich „Sagen Sie mal, das ist aber ein sehr hellhöriges Haus, oder?“
Ich überlegte. Von den Mietern über und unter mir höre ich eigentlich wenig.
Aber ehe ich genau das antworten konnte, sagte er schon:
„Von oben hören wir nichts, aber von unten oft aufgeregte Gespräche und auch laute Streitereien.“
„Oh“, antwortete ich da.
Und dann: „Ich glaube, ich kann das nicht so recht beurteilen, also: das mit der Hellhörigkeit des Hauses.
Ich bin nämlich fast taub.
Und wenn ich nach der Arbeit nach Hause komme, dann mache ich einfach meine Hörgeräte raus, und dann höre ich nichts mehr.“
„Das ist ja praktisch!“, antwortete der junge Mann.
Und ich dachte: „Das finde ich auch.
Dann muss ich mir nämlich auch keine Streitereien mit anhören, sondern habe meine Ruhe.“
Gestern habe ich dann abends aber doch was gehört.
Nämlich Bohrgeräusche aus der Wohnung über mir.
Es war schon nach der Tagesschau, und ich gerade dabei, mir einen spannenden Film anzusehen.
Natürlich mit dem Ton über den TV-Adapter, also direkt in meine Hörgeräte gestreamt (oder auf Deutsch: übertragen 😊).
Die Bohrgeräusche hörte ich trotzdem.
Sie störten den Film, und sie störten mich.
Sollte ich nach oben gehen und den Nachbarn fragen, wie lange er noch bohre?
Ich verwarf diesen Gedanken. Immerhin war es noch nicht 22 Uhr.
Was also tun?
Ich guckte mir das Programm für den TV-Adapter noch mal genauer an.
Das findet sich auf meinem Smartphone, und mit ihm kann ich die Lautstärke des aus dem Fernseher gestreamten Tons einstellen.
Aber ich kann damit eben auch den Ton der Umgebung regulieren!
Ich tippte also auf ‚Umgebung‘ und dann auf ‚Umgebung stumm schalten‘.
Alle Bohrgeräusche waren verschwunden, und ich hörte nur noch den Ton aus dem Fernseher.
Inzwischen bin ich immer mehr der Meinung, dass meine Hörgeräte (auch) ein Lifestyle-Produkt sind.😉