Kennt ihr das? Ihr fühlt euch mutlos und schwer, und ihr denkt:
‚Schwerhörig zu sein ist so anstrengend!‘?
Aber dann guckt ihr aus dem Fenster und auf den leeren Meisenkasten.
Ihr erinnert euch, dass dort auch in diesem Frühjahr wieder die Meisen gebrütet haben.
Besonders aber erinnert ihr euch an einen Moment.
Ihr habt den sogar gefilmt, weil er euch so fasziniert hat.
Und aus diesem Film habt ihr etwas unscharfe, aber dennoch den so faszinierten Moment genau treffende, Fotos gemacht:
Sie streckt neugierig erst ihren Kopf und dann den ganzen Oberkörper aus dem Loch und erkundet ebenso neugierig, aber zugleich auch vorsichtig die Umgebung.
Dann kommt er alles entscheidende Moment: Für ihn gibt es keine Sicherheitsnetz, und die kleine Meise hat für ihn auch nicht geübt.
Dennoch stößt sie sich mit angelegten Flügeln völlig unerschrocken vom Loch ab und wirft sich einfach in die Luft.
Sie öffnet ihren Schnabel und nimmt einen tiefen Luftzug.
Zugleich breitet die kleine Meise ihre Flügel aus.
Sie tut es das erste Mal in ihrem Leben!
Und niemand hat es ihr zuvor gezeigt.
Sie lässt das erste Mal ihre Flügel schwingen.
Erst nach hinten und dann nach vorne.
Und dann fliegt sie einfach los!
Ihr seht euch die Fotos noch mal an.
Und dann denkt ihr:
‚Einfach mal losfliegen!
Wie diese kleine Meise.
Voller Vertrauen.
Mutig und leicht.
Und mit Auftrieb unter den Flügeln.
Das will ich auch!‘
Dann nehmt ihr euch vor:
‚Ich mache das jetzt:
Ich fliege einfach mal los!
Beim nächsten Besuch im Restaurant.
Oder beim Treffen mit Freundinnen.
Oder im Gespräch mit Kollegen!‘.
Ach ja, mir fällt zu dem Ganzen noch was anderes für euch ein.
Steht natürlich in der Bibel.
Ihr müsst nur das Wort ‚Adler‘ durch ‚Meise‘ ersetzen :
„Aber die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.“ (Jesaja 40, 31)
Beate Gärtner, Schwerhörigenseelsorgerin
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