Nicht, dass ich etwas von Technik verstünde.
Aber ich liebe die kleinen digitalen Helferlein.
Ich nutze Apps wie DeepL gerne, weil deren Englischkenntnisse besser sind als meine.
Und bei der besseren Formulierung von Texten suche ich gelegentlich Rat bei Chat GPT.
Neulich brachte mich ein Chatbot jedoch beinahe an den Rand der Verzweiflung.
Für diverse Erledigungen hatte ich mein Auto auf dem Parkplatz in der Innenstadt von Hannover abgestellt und war auf dem Sprung zu einem wichtigen Termin.
Der Parkplatz ist an eine professionelle „Parkraumbewirtschaftung“ angeschlossen.
Es gibt keine Schranken mehr.
Weder muss ich bei der Einfahrt ein Ticket lösen, noch hindert mich eine Schranke an der Ausfahrt.
Natürlich ist der Parkplatz trotzdem nicht kostenlos.
Vor dem Verlassen des Platzes muss ich das Kfz-Kennzeichen am Kassenautomaten eingeben.
Die Nutzungsdauer wird dann errechnet.
Bei der Einfahrt wird das Kennzeichen nämlich per Kamera festgehalten.
Das ist einerseits etwas unheimlich, andererseits aber auch praktisch.
Der Kassenautomat findet mein Kennzeichen schnell und spuckt die Parkzeit sowie den fälligen Betrag aus.
Ich halte meine Bankkarte an die dafür vorgesehene Fläche.
Zu meiner großen Überraschung zeigt der Automat mir jedoch an, dass er meine Bankkarte nicht erkennen kann.
Wie bitte?
Was soll das?
Zwei weitere Versuche – ohne Erfolg.
Der Automat ändert seine Meinung nicht.
Eine Kreditkarte habe ich nicht dabei und der Automat nimmt kein Bargeld.
Dann entdecke ich eine Notfallnummer.
Daneben steht ein Schild mit dem Hinweis:

Beim Verlassen des Geländes ohne Zahlung werden 45 Euro berechnet.
Natürlich zusätzlich zu den Parkgebühren.
Ich tippe die Notfallnummer in mein Mobiltelefon und werde an einen Chatbot weitergeleitet.
„Bitte geben Sie die Nummer des Kassenautomaten ein“, säuselt eine nicht unfreundliche künstliche Stimme.
Kein Problem.
„251“, flüstere ich in das Telefon.
Was denken wohl die Leute um mich herum, was ich da mache?
Halten die mich etwa für eine Drogendealerin?
Der Parkplatz genießt seit Jahren den Ruf, ein Drogenumschlagplatz zu sein.
„Bitte geben Sie das Kennzeichen Ihres Fahrzeugs ein.“
Langsam buchstabiere ich das Kennzeichen deutlich ins Telefon.
„Ich wiederhole …“, antwortet der Chatbot.
Nein, nicht K wie Konrad, sondern H wie Heinrich, verflixt!
Ich versuche es nochmal.
„Ich wiederhole …“, erklärt der Chatbot erneut.
Nein, verdammt, nicht S wie Siegfried, sondern F wie Friedrich!
Die akustischen Verhältnisse auf dem Parkplatz sind denkbar schlecht, die Umgebung ist voller Störgeräusche.
Einen dritten Versuch breche ich ab.
Mir reicht es.
Ich kann es mir nicht leisten, zu spät zu meinem nächsten Termin zu kommen.
Dass unverschämte Zusatzgebühren anfallen werden, muss mir in diesem Moment egal sein.
Ich kann mich nicht länger mit dieser sogenannten Intelligenz herumschlagen.
Sie versteht mich einfach nicht!
Entnervt und verärgert setze ich mich ins Auto und fahre zu meinem Termin.

Am Abend, als ich zu Hause ankomme, beunruhigt mich der Gedanke an die erhöhte Gebühr.
Immerhin habe ich den Parkplatz verlassen, ohne das Ticket zu bezahlen.
45 Euro! Sind die verrückt?!
Das kann doch nicht wahr sein!
Ich wollte ja bezahlen, konnte aber nicht.
Ich drücke die Wahlwiederholungstaste meines Mobiltelefons.
Zum Glück wird die ja automatisch gespeichert.
Eine kluge Errungenschaft der Digitalisierung, denke ich noch.
Wieder das gleiche Procedere.
Er fragt nach der Nummer des Kassenautomaten.
Zum Glück hatte ich sie mehrfach eingegeben und mein Gedächtnis hatte sie noch parat: 251.
Und diesmal versteht der Chatbot das Kfz-Kennzeichen ohne Mühe.
Es gibt keine Störgeräusche in meiner Küche – alles ist gut.
Er verbindet mich mit einem freundlichen Mitarbeiter in der Telefonzentrale.
Unverkennbar ist ein echter Mensch am anderen Ende der Leitung.
Ja, er kann sehen, dass das Fahrzeug mit dem von mir angegebenen Kennzeichen in der angegebenen Zeit auf dem angegebenen Parkplatz gestanden hat.
Eine Nachzahlung per Überweisung sei jedoch nicht möglich.
Kurze Pause.
Mein Blutdruck steigt schon langsam wieder …
Ich höre Tastaturgeklapper am anderen Ende der Leitung.
„Ich habe den Vorgang aus dem System gelöscht. Gebühren fallen dafür nicht an.“
Er bedankt sich freundlich, dass ich mich zeitnah gemeldet habe, und wünscht mir einen schönen Feierabend.
Ich bin perplex.
Warum eigentlich nicht gleich so?

Antje Donker, Theologische Referentin der Evangelischen Schwerhörigenseelsorge in Deutschland (mit Unterstützung einer KI)