Nein, ich will mich nicht von euch verabschieden.
Es geht weiter mit meinen Ermunterungstexten, und hier kommt ein neuer:
Wie ihr vielleicht wisst, ist mein Mann Architekt.
Und kommt ihn diesem Zusammenhang mit vielen Bauleuten zusammen.
Mit Maurern und Malern, mit Fliesenlegern und Elektrikern, mit Tischlern und Klempnern.
Manchmal wird es dann auch privat, und mein Mann erzählt, dass er mit einer Pastorin verheiratet ist.
Das trifft in diesen Kreisen auf großes Erstaunen.
Ein bisschen so, als habe er eine Art Alien geheiratet.
Noch größer wird das Erstaunen allerdings, wenn mein Mann erzählt, dass seine Frau nahezu ertaubt ist.
Dann kommt mit 100prozentiger Wahrscheinlichkeit die Frage:
„Wie unterhältst du dich denn mit ihr? Kannst du Gebärdensprache?“
„Nein“, antwortet mein Mann dann.
„Meine Frau trägt Hörgeräte. Außerdem benutzt sie andere technische Hilfsmittel“.
Wenn mir mein Mann von solchen Gesprächen erzählte, fand ich die Frage nach der Gebärdensprache jedes Mal ziemlich lustig.
Sie war für mich Ausdruck von Unkenntnis, und ich habe über sie gelacht.
Aber neulich abends, als ich neben meinem Mann im Badezimmer stand und meine Hörgeräte bereits rausgenommen hatte, sagte er noch etwas zu mir, und ich verstand keinen einzigen Ton.
Da habe ich gedacht: Eigentlich wäre es doch ganz gut, wenn man ein bisschen Gebärdensprache könnte.
Dann fiel mir ein Ehepaar ein, das ich vor einiger Zeit besucht habe.
Beide sind nahezu ertaubt, aber trotzdem in der Lage, sich miteinander – nein, nicht in Gebärdensprache, aber mit lautsprachbegleitenden Gebärden – ohne Hilfsmittel zu unterhalten.
Sie untermalen jedes ausgesprochene Wort mit einer Gebärde, und durch den Dreiklang von Lippenbewegung, gesprochenem Wort und Gebärde verstehen sie sich.
Ich habe das Ehepaar bei meinem letzten Besuch gebeten, mir einige Worte zu zeigen.
Sie taten es.
Nämlich: AUF / WIEDER / SEHEN
Ich zeige euch das mal mit lautsprachbegleitenden Gebärden – in dem Wissen, dass ich es eigentlich nicht kann, und die beiden mich, wenn sie diesen Text lesen, sicherlich korrigieren … 😉

AUF

WIEDER

SEHEN

Wenn ich das Ehepaar das nächstes Mal besuche, dann werde ich fragen, wie ich meinem Mann mit lautsprachbegleitenden Gebärden „Gute Nacht!“ sage.
Und natürlich: „Ich liebe dich!“
Das würde ich ihm dann auch sofort beibringen.
Damit er es mir vorm Zubettgehen, wenn ich meine Hörgeräte nicht mehr drin habe, so sagen kann, dass ich es verstehe!

Beate Gärtner, Schwerhörigenseelsorgerin