So langsam wagen sie sich hervor.
Sogar im hohen Norden Deutschlands, im sturmerprobten
Ostfriesland: die zarten Schneeglöckchen.

Ihre Keime haben sich den Weg aus dem kalten Boden gebahnt.
Sie haben Erde, verwelkte Eichenblätter, kleine Holzstöckchen und oft auch Schnee einfach beiseitegeschoben und sind in Richtung Sonne gewachsen.
Von deren Licht beschienen, haben sie sich entfaltet: zuerst ihre beiden Laubblätter, dann ihr
Blütenschaft und schließlich ihre Blüte.
Jedes Schneeglöckchen hat nur eine einzige Blüte!
Deren Stiel ist so schwach und zart, dass sie sich senkt.
Fast könnte man meinen, das Schneeglöckchen neigt bescheiden den Kopf.
Oder blickt es nur deshalb auf den Boden, um zu betrachten, was es bereits alles hinter sich gelassen hat?
Genauso ist es!
Es betrachtet, was es hinter sich gelassen hat!
Der kalte Boden, die verwelkten Eichenblätter, die kleinen Holzstöckchen und selbst der
Schnee können es an nichts mehr hindern.
Das Schneeglöckchen hat sich von dem allem losgeeist.
Es streckt sich befreit und frei dem Licht der Sonne entgegen und wird dafür mit einem wunderbar weißen Blütenglöckchen belohnt.
Was meint ihr?
Wäre es nicht schön, wie diese Schneeglöckchen zu sein?!
Ich gebe gerne zu, ein bisschen Anstrengung ist vonnöten, und zwar umso mehr, je zarter und
schwächer wir uns fühlen.
So etwas wie ein kleiner Ruck muss durch uns hindurch gehen.
Also:
Ich höre mit meinen Hörgeräten nicht mehr gut?!
Dann mache ich jetzt einen Termin beim Hörgeräteakustiker.
Ich bin schon lange nicht mehr in Gesellschaft gewesen?
Dann tue ich das jetzt und stelle dabei freundlich eine für mich passende Hörsituation her.
Ich verstehe meine Kollegen und Kolleginnen nicht?
Dann spreche ich das offen an, und wir versuchen gemeinsam, eine gute Lösung zu finden.
Wir können das!
Altes hinter uns lassen und Neues wagen.
Und dann: Aufblühen wie Schneeglöckchen!
Und uns befreit und frei und wunderbar belohnt fühlen!

Beate Gärtner, Schwerhörigenseelsorgerin