Mehr als 40% der Bevölkerung leiden an Hörminderung, 9% davon sind hochgradig oder an Taubheit grenzend schwerhörig – Tendenz steigend. Hörsysteme leisten gute Dienste, in schwierigen akustischen Verhältnissen wie bei Vorträgen und in Gottesdiensten stoßen sie an ihre Grenzen. Ziel des Projektes ist, Multiplikatoren zu befähigen, Veranstaltungen und Gottesdienste barrierefrei zu planen und durchzuführen, um so zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention beizutragen.
Ein Team aus 8-10 Personen aus 5 Ländern lernt am jeweiligen Heimatort bevorzugte Methoden kennen, schwerhörigen Menschen barrierefreien Zugang zu ermöglichen.
(aus dem Bewerbungsschreiben für das Erasmus+ Programm der Europäischen Union)

Viel Energie und viel Zeit haben wir aufgewendet – vor einigen Wochen kam die gute Nachricht: Unser Projekt wird durch das Erasmus+ Programm der Europäischen Union gefördert. Mit Partnerinnen und Partnern aus Norwegen, Schweden, Polen und Frankreich nimmt die Evangelische Schwerhörigenseelsorge in Deutschland e.V. an einem bislang einmaligen Projekt teil: “Teilhabe ist möglich – Veranstaltungen für schwerhörige Menschen barrierefrei planen und durchführen.”
Vielleicht haben Sie schon von Bildungsprogramm Erasmus der Europäischen Union gehört. In den 80er Jahren ermöglichte es Studierenden, Erfahrungen im Ausland zu machen. Seither hat sich viel getan, nicht nur Studierende haben die Möglichkeit, vom Programm zu profitieren. Inzwischen wird auch der Austausch europäischer Länder in der Berufs- und Erwachsenenbildung gefördert.
Eher zufällig wurden wir darauf aufmerksam, dass Bemühungen um Inklusion im Fokus der Zusammenarbeit stehen. Geeignete Partnerorganisationen waren schnell gefunden: Seit mehr als 40 Jahren ist ESiD Mitglied von IVSS Churchear e.V., dem Internationalen Verband für Schwerhörigenseelsorge.
Unsere Projekt ist auf zwei Jahre angelegt und startet am 1. November. In verschiedenen Arbeitstreffen steht auf dem Programm, auf welche unterschiedlichen Schwerpunkte zur Teilhabe für Schwerhörige gesetzt werden. Norwegen setzt dabei ganz auf technische Ausrüstung. Dort ist nahezu jede Kirche mit einer Induktionsschleife ausgerüstet. In Schweden hingegen wird in einer Gemeinde deutlich, welche Rolle die Raumakustik spielt. Dass Kommunikation auch ohne Worte mit kreativen Mitteln gelingen kann, zeigt ein Beispiel aus Polen. In Deutschland haben wir in den vergangenen Jahren viele Workshops angeboten, um schwerhörigen Menschen die Teilnahme an Video-Konferenzen zu ermöglichen. Wir freuen uns, dass wir dieses Wissen weitergeben können. Ein erstes Arbeitstreffen in Frankreich wird dem Kennenlernen und den Grundlagen des menschlichen Hörens dienen. Ziel des Projektes ist es, einen Leitfaden zu erstellen: ‘Teilhabe ist möglich – Veranstaltungen für schwerhörige Menschen barrierefrei planen und durchführen’. Er wird in der jeweiligen Landessprache erscheinen und für Kirchengemeinden, diakonische Einrichtungen sowie allen Interessierten als Broschüre bzw. digital zur Verfügung gestellt werden.