Meine jüngste Tochter hat Geburtstag.
Sie wird 20 Jahre alt.
Wir als Eltern richten ihr ein letztes Mal die Geburtstagsfeier aus.
Unter anderem
ist ein abendliches Pizzaessen mit sieben Personen ge-
plant.
Die Pizzeria, in die wir gehen, ist beliebt und hat außerdem am Geburtstag meiner Tochter Pizza-tag.
Das bedeutet, dass die Pizza an diesem Tag besonders günstig ist, und auch, dass die Pizzeria gerappelt voll sein wird.
Ich bin ein bisschen eher vor Ort und setzte mich an den bestellten Tisch. In der Tat: die Pizzeria ist gerappelt voll, und der Lärm ist ohrenbetäubend.

Oh je, hier werde ich nichts von der Unterhaltung mitbekommen‘, denke ich gerade, da fällt mir ein, dass ich doch extra mein kleines Mikrophon mitgenommen habe!
Manche von euch kennen es schon.
Es ist da
s vom Doppelkopf, dass das Gesprochene direkt auf
meine Hörgeräte überträgt.

Ich hole es aus meiner Tasche und aktiviere es.
Kurz danach trudeln die
anderen ein.

Nachdem ich die Funktion erklärt habe, wird das Mikrophon unter großem ‚Hallo‘ in Gebrauch genommen.

Meine älteste Tochter hält es sich mit wichtiger Miene vor den Mund, sagt:
„Test, Test…“ und fragt
dann im Tonfall einer Reporterin in meine Richtung:
Bin ich auf Sendung?“

Alle lachen, und das muntere ‚HörSpiel mit dem Mikrophon geht weiter.
Einer der Gäste kommt später. Aufgeräumt drückt meine älteste Tochter ihm das Mikrophon in die Hand:
„Da musst du rein sprechen, damit Mama dich verstehen kann!“

Nee, ne!“
Er hält es für einen verspäteten Aprilscherz
, und es dauert geschlagene fünf Minuten, ehe wir ihn davon überzeugen können, dass wir ihn nicht auf den Arm nehmen.

Dann folgt auch bei ihm das scheinbar unvermeidliche:
„Test! Test!“
, und er nimmt das Mikrophon in Gebrauch.

Was folgt, ist ein fröhliches GeburtstagsPizzaEssen, bei dem ich rede und höre, lache und lustig bin und alles verstehe!

Aber wo ist über dem Ganzen eigentlich das Geburtstagskind abgeblieben?
Das hat neben mir gesessen, und es gab neben ‚Hörkontakt‘ auch wohlig warmen Hautkontakt zwischen Mama und Kind.
Am Ende, ebenso unvermeidlich wie das ‚Test, Test…‘ der Gäste, nun ein Satz aus der Bibel:
Prüft aber alles und das Gute behaltet. 1. Thessalonischer 5,21

Beate Gärtner, Beauftragte für Schwerhörigenseelsorge der Ev.luth. Landeskirche Hannovers